
Die Welpen sind auf der Welt, du fährst regelmässig zum Welpenbesuch. Wie herzig sind die kleinen Fellknäuel. Du kannst es kaum erwarten, euren kleinen Wonneproppen bei euch zu Hause willkommen zu heissen.
Schon sind alle Welpen verteilt und vergeben, haben ihre neuen Hundebettli bezogen und die Hundemama ist wieder in ihre eigene Familie zurückgekehrt. Es sei denn, sie wohnt im Idealfall dort, wo sie auch die Welpen zur Welt gebracht und aufgezogen hat. Oder sie geht an diesem Ort zumindest häufiger aus und ein.
Mich interessiert weniger, wie viele Pokale die Hündin gewonnen hat ...
Wie selten höre ich etwas über die Hundemamas, wenn die Menschen mit ihrem Familienzuwachs in die Hundeschule kommen. Ist ja auch verständlich, schliesslich zieht die Mama nicht mit dem Welpen ein. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn jemand die Hundemama lobend erwähnen würde. Es freut mich zu hören, wie sie die Mutterhündin wahrgenommen haben, wie sie mit ihr in Kontakt waren. Wie sie die Mama beobachtet haben im Umgang mit ihrem zukünftigen Welpen.
Wenn Menschen über die Mutterhündin reden, geht es oft um Rang und Namen, also um die Ahnentafel mit all den Pokalgewinnerinnen und -gewinnern.
Ehrlich gesagt, interessiert mich bei den Hunden nicht so sehr, wie viele Workingtests und andere Prüfungen sie gewonnen haben und wie berühmt der Deckrüde ist. Oder wie exklusiv die Verpaarung und wie lang die Warteliste für diese Wunderwelpen in spe sein wird.
... sondern die innere Haltung und Einstellung der Züchterin oder des Züchters
Was mir aber sehr wichtig ist in der Auswahl meiner Zuchtstätte, ist die innere Einstellung sowie der Umgang mit den Hunden. Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Hunde müssen für mich zwingend an erster Stelle stehen.
Die Art, wie die ZüchterInnen über ihre Hündinnen reden, sagt schon vieles darüber aus, ob die Züchterei ein Geschäftsmodell ist oder ob in erster Linie viel Herzblut und Liebe für die Tiere dahintersteckt. Damit meine ich auf keinen Fall, dass die ZüchterInnen für die grosse Verantwortung und ihre tolle Arbeit in der Aufzucht der Welpen nicht gut verdienen sollen. Hinter einer seriösen und tollen Welpenaufzucht steckt ganz viel Arbeit.
Leider gibt es aber auch in der Hundezucht jene ZüchterInnen, die den Profit oder den Ruhm über das Wohl ihrer Tiere stellen. Und selbst, wenn es den Hundemüttern an nichts fehlt, störe ich mich sehr daran, dass die Hunde als Trägerinnen von zukünftigen SiegerInnen vorgestellt werden. Als Versprechen auf Erfolg sozusagen. Da wird die Hundemama zur Leistungserbringerin und zur Erfolgsgarantie degradiert. Ich stelle mir gerade vor, wie viel Erwartungsdruck dann später auf dem kleinen Welpengenie lasten wird.
Sehr absurd finde ich auch, wenn man seinen Welpen im Baukastensystem auslesen kann.
Bei gewissen Hunderassen geht es auch um den Vater. Also um dessen Grösse und Lockenpracht, nicht in erster Linie um ihn als Wesen. Die Erblehre greift, die Mendelschen Regeln werden so richtig ausgeschöpft. Da gibt es Farbtabellen und Grössentabellen. Man kann wählen zwischen braun-medium oder beige-gross oder blond-klein und die Fellstruktur ist auch noch anpassbar. Wie in einem Bestellkatalog von IKEA. Mutter und Vater passend kombiniert.
Der Welpe als Attributsträger, die Mutter als Versprechen
Auch Attribute wie pflegeleicht, anpassungsfähig, antiallergen, bei 40 Grad waschbar, schnelltrocknend, staubfrei, erinnern mich eher an ein Kleidungsstück oder an ein Stofftier mit angenähter Etikette am Hinterteil, als an ein fühlendes und denkendes Lebewesen. Sogar umtauschbar mit Echtheitsgarantie. Du schmunzelst? Im Ernst, bis auf die Waschtemperatur habe ich alles schon gelesen. Was macht der Mensch bloss, wenn der «Braun-Small» plötzlich erst bei Grösse medium zu wachsen aufhört? Umtauschen? Zurechtbiegen? Der Mutterhündin die Schuld geben? Oder doch lieber den Vater zur Verantwortung ziehen?
Kannst du die Mama deines Welpen beschreiben?
Also mit deinen eigenen Worten und nicht, wie sie auf der Zuchtseite vorgestellt wird? Hast du sie bewusst wahrgenommen oder waren deine Augen vor allem bei den Welpen? Hast du dich bei der Mama für deinen wunderbaren Welpen von ganzem Herzen bedankt bei deinen Besuchen? Für die intensive und anstrengende Zeit während dieser neun Wochen Welpenaufzucht und Erziehung? Der Papa ist ja meistens nicht vor Ort.
Ehre, wem Ehre gebührt
Bist du dir bewusst darüber, was die Mama deines Welpen geleistet hat? Damit du ein neues Familienmitglied bekommst, geht die Hundemama ungefragt jedes Mal das Risiko einer Schwangerschaft und Geburt ein.
Du denkst, die hat sie jetzt nicht alle? Kann schon sein. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass Hundemamas einfach eine sehr anstrengende Aufgabe zu bewältigen haben. Eine Geburt ist kein Sonntagsspaziergang und Welpenerziehung mit Sicherheit auch nicht, vor allem wenn keine «Tanten» oder «Onkel» mithelfen.
Der «Auslandstierschutz»-Welpe ist keine Alternativmodell
Was ich damit aber auf keinen Fall sagen möchte, ist, dass du doch lieber einen Welpen aus dem Auslandtierschutz nehmen sollst, weil die sowieso schon auf der Welt sind. Da bin ich gänzlich anderer Meinung. Was als Auslandtierschutz-Welpe angeboten wird, ist sehr häufig ein Geschäftsmodell der üblen Art. Da bin ich für Tierschutz vor Ort und nicht für den Export der Welpen in die Schweiz oder nach Deutschland.
Es geht mir nur darum, die Mamas unserer Welpen zu würdigen
Ich möchte mit diesem Blogbeitrag einfach dazu anregen, über die Hundezucht nachzudenken. Die grosse Aufgabe der Hundemamas zu würdigen. Dafür zu danken, dass sie 63 Tage unsere zukünftigen Welpen in ihrem Bauch tragen und neun Wochen für sie sorgen, sie erziehen und ihnen Wichtiges für ihr Leben mitgeben. Danke an die grossartigen Mütter unserer (ehemaligen) Welpen und fast noch Welpe. Ihr habt das echt toll hinbekommen!
In diesem Beitrage geht es explizit um die grosse Leistung der Hundemamas und für einmal nicht um die grosse Leistung der Menschen dahinter.
In diesem Sinne:
«Hoch sollen sie leben, gesund und glücklich, unsere tollen Hundemamas, mindestens hundertmal hoch.»