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«Heute» ist mein Lieblingstag», sagte Pooh

«Welchen Tag haben wir?», fragte Pooh. «Es ist heute», quiekte Ferkel. «Mein Lieblingstag», sagte Pooh (aus: Winnie Pooh).

Wir geniessen gerade eine Ferienwoche und gönnen uns so viele HEUTE-Tage wie möglich. Das ist übrigens auch das Motto für unsere Wochenenden. Unter der Woche schaffen wir nicht immer HEUTE-Tage, aber öfters liegen HEUTE-Stunden und sicher HEUTE-Augenblicke drin. Wenn wir abends ins Bett gehen und auf den Tag zurückblicken, frage ich mich jeweils, wieviel HEUTE in unserem Tag Platz gefunden hat.

Konnten die drei Hundedamen ausreichend ihren Interessen nachgehen und so richtig den Moment geniessen? Habe ich mir selber Zeitfenster geschaffen, in denen ich ganz im Augenblick präsent war? Ohne an vorher oder an danach zu denken? Ohne auf mein Handy zu schauen, die nächste Beratung im Kopf durchzugehen oder über eine Alltagssituation nachzusinnen?

Unser Geist ist ständig in Bewegung
Der menschliche Geist ist wie ein vom Wind gekräuselter Ozean. Immer in Bewegung. Und sehr gerne bereit sich ablenken zu lassen. Wie ein junger Hund, der auf jeden Aussenreiz eine passende Antwort parat hat.

Wenn wir eine Situation wahrnehmen im Aussen, fangen wir sofort damit an, diese zu bewerten und einzuordnen. Und schon sind wir meilenweit von uns selber und vom gegenwärtigen Moment entfernt. Wir greifen auf Erfahrungen zurück, ziehen in Sekundenbruchteilen Vergleiche, schaffen einen Bezugsrahmen und pressen das Erlebte dort hinein.

Unser Mind ist ständig am Produzieren von Gedanken, welche wiederum gekoppelt sind an Gefühle und Emotionen. Ich stelle mir gerade vor, was wäre, wenn unsere Gedanken Flügel hätten und jeder Gedanke uns wegtragen würde in die Lüfte. Wir würden mit Sicherheit komplett den Boden verlieren und gar nicht mehr zur Landung kommen.

«Meistens sind wir mit den Gedanken an einem anderen Ort als der, an dem wir gerade sind. Meist sind wir auch gedanklich nicht bei dem, was wir gerade tun. Und häufig sind wir auch nicht offen gegenüber dem, was wir erleben, sondern bewerten das Erlebte unverzüglich. Unser Geist wandert also kontinuierlich umher und bewertet dabei alles, was ihm widerfährt.» (Kabat Zinn, J.; 2011).

Achtsam sein bedeutet, aus dem Karussell auszusteigen
Achtsam sein bedeutet im Moment zu sein, ganz präsent, mit jeder Faser des Körpers, mit allen Sinnen. Für einen Augenblick vom Gedankenkarussell bewusst auszusteigen und die Pferdchen alleine weiterkreisen zu lassen. Achtsam zu sein beinhaltet die bewusste Entscheidung, deine Aufmerksamkeit zu lenken und dich nicht von ihr fernsteuern zu lassen.

Wahrnehmen ohne zu werten
Ich merke, wie schwierig das manchmal für mich ist, ganz bei mir zu bleiben, zu beobachten ohne zu (be-)werten. Eine Situation wahrzunehmen mit den dazu gehörenden Gefühlen, ohne diese verändern zu wollen. Weder die Situation noch die Gefühle.

Gewöhnliche Tage werden zu Lieblingstagen
Ganz im «Hier und Jetzt» oder wie «Pooh» sagt, im HEUTE zu bleiben. Wie schön und erstrebenswert ist es doch, wenn wir ganz gewöhnliche Tage zu Lieblingstagen werden lassen und ganz gewöhnliche Momente zu Lieblingsmomenten.

Unsere Hunde sind unsere besten LehrmeisterInnen

Unsere besten LehrmeisterInnen sind unsere Hunde. Wenn dein Hund das nächste Mal ein Schläfchen macht, setzt dich mit etwas Abstand zu ihm hin. Nimm wahr, wie er atmet, wie sich der Bauch rhythmisch hebt und senkt. Wie sein Atem durch die Nase strömt und diese leicht vibrieren lässt. Wie sein Kopf auf seiner Pfote liegt. Wie die Augenlider leicht flackern und der ganze Körper entspannt auf dem Boden ruht. Und wenn er jetzt auch noch leise schnarcht dazu, hast du gerade die schönste Achtsamkeitsübung der Welt gemacht.

 

In diesem Sinne:

«Lass die Karussellpferde öfters mal alleine ihre Runden drehen und gib dem HEUTE eine Chance.»

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