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Wie du zu einer anderen Bewertung gelangst und euer Ziel erreichst

Heute habe ich mir beim Autofahren einmal mehr einen interessanten Podcast angehört. Mittlerweile kann ich meinem Arbeitsweg viel Positives abgewinnen.

Wenn ich aus der Denke aussteige: «30 Minuten Fahrzeit für einen Weg, folglich sitze ich jeden Tag 1h im Auto, wie lebenszeitraubend ist das denn.» Nun habe ich mich ertappt beim Gedanken: «Schon bald da? Wäre gerne noch ein Stück weitergefahren, der Beitrag ist gerade so spannend.»

Und ich bleibe sogar ab und an noch ein paar Minuten im Auto sitzen, weil ich etwas zu Ende hören oder denken möchte. Was ich damit sagen will: «Aus meinem eher langen Arbeitsweg, verglichen mit vor unserem Umzug, ist sogar ein Mehrwert entstanden für mein Wohlbefinden.»

Refraiming, oder Situationen anders bewerten

Dafür gibt es auch einen Fachbegriff: «Refraiming», also einem Erleben einen neuen Bezugs-Rahmen geben. Wie wir etwas gefühlsmässig erfahren oder welche Bedeutung wir dem Erlebten zuschreiben, hat ganz viel mit unseren inneren Bezugssystemen zu tun. Auch unsere Bewertung einer Situation hängt zu einem grossen Teil davon ab, durch welche Brille wir gerade unsere Umwelt betrachten. Tragen wir eher die Brille mit den dunklen Gläsern, wird die Bewertung vermutlich negativer ausfallen. Setzen wir unsere helle, gelbleuchtende Sonnenbrille auf, bekommt auch das Erleben einen sonnigeren Touch.

Wir können uns nicht NICHT VERHALTEN
Mir fällt auf, dass wir Menschen sehr oft die dunklere Brille tragen. Wenn ich zum Beispiel in einem Erstgespräch nach dem Anliegen für die Beratung frage, sind die Antworten öfters: «Mein Hund soll NICHT bellen; er soll NICHT jagen. Er soll NICHT klauen. Er soll nicht REINPINKELN etc.» Auf die Frage: «Was macht ihr Hund denn schon toll?», kommen die Antworten doch etwas verzögert und weniger spontan, denkt der Mensch etwas länger darüber nach. Auch auf die Frage: «Was soll er denn stattdessen tun (also: statt des unerwünschten Verhaltens)?», erst mal ein eher erstaunter Blick: «Sag du mir das, deshalb sind wir ja in der Hundeschule.» 

Wo der Kunde Recht hat, hat er Recht. Nur: Ein NICHT Verhalten ist eben KEIN Verhalten. Wenn Du deinen Hund darin unterstützen möchtest, statt des von dir unerwünschten Verhaltens ein anderes Verhalten zu zeigen, musst du dir selber ganz klar darüber sein, wie denn dieses ANDERE VERHALTEN ausschauen soll. Und wenn du ein klares inneres Bild von diesem ANDEREN VERHALTEN hast, also dem Alternativverhalten oder dem Zielverhalten, schreib das erst mal auf ein Blatt Papier. 

Nehmen wir beispielhaft das unerwünschte Verhalten: «Ziehen an der Leine». Dein Anliegen, dass dein Hund eben NICHT an der Leine ziehen soll, habe ich verstanden. Und nun schreib für dich auf: «Wo ist genau der Ort, wo dein Hund neben dir gehen soll? Wie viele Schritte kann dein Hund schon neben dir gehen? Wie viele Schritte soll dein Hund in 1 Monat neben dir gehen können? Wie locker trägst du die Leine in der Hand? Mit wieviel Ablenkung, wenn überhaupt, kann dein Hund schon umgehen?» Daraus folgen dann

Erste Zielformulierungen für Hund und Mensch
 «Mein Hund kann in 1 Monat an der lockeren Leine an einem anderen Hund vorbeigehen, der sich in einem Abstand von mindestens 5m befindet.» UND eine Zielformulierung für den Menschen: «Ich gestalte das Lernumfeld so, dass die Ablenkung für meinen Hund an der lockeren Leine bewältigbar ist. Ich entwickle ein gutes Gefühl für das richtige Timing und für das Handling mit der Leine.»
Eine Zielformulierung setzt natürlich eine Ausgangslage voraus, also die Analyse des Ist-Zustandes oder eben des Problemverhaltens. Wenn dein Hund an der Leine zieht und bei jeder Hundebegegnung ausser sich ist, würdest du den Abstand zum Auslöser möglicherweise grösser wählen und ein Auslaufgebiet suchen, das wenig frequentiert ist.

Auf die Ressourcen bauen
Wenn Kunden sich bei mir melden, haben sie meistens mehr als 1 Thema, das sie gerade beschäftigt. Oder das Zusammenleben sowie die gemeinsamen Spaziergänge sind gar in Schieflage geraten.

Als erstes schauen wir dann gemeinsam, was alles schon gut läuft, wo die Ressourcen sind, was im Alltag prima verankert ist. Und wir finden IMMER positive Verhalten und Situationen, an die wir anknüpfen oder auf die wir im Training bauen können.

Wenn du mir zum Beispiel sagst: «Mein Hund frisst sehr gerne», weiss ich schon, dass wir super gut Futterbelohnungen einsetzen können und somit schon einen Fuss in der Türe haben. Oder: «Mein Hund versteht sich gut mit allen Hunden, auch an der Leine», ist das Thema Leinenaggression schon mal aussen vor beim Thema: Gehen an der lockeren Leine. Oder du beschreibst, wie entspannt dein Hund im Restaurant unter dem Tisch liegen kann, auch wenn viel Betrieb ist. Auch das eine sehr hilfreiche Information, dass Dein Hund auch unter Ablenkung entspannt sein kann.

Die Frage nach den Ausnahmen als Teil der Lösung
Oder ich frage nach Ausnahmen: «Kannst du dich an eine Situation erinnern, wo die Leine bereits locker war? Beschreib mir kurz die Situation. Was hast du gemacht, dass du die Leine hast locker halten können?» Die Antworten sind dann meistens schon ein Teil der Lösung: Der andere Hund war weit weg; oder: ich war ganz entspannt und in Kontakt mit mir selber; oder: ich bin einen Bogen gegangen und ausgewichen. 

Arbeit mit inneren Bildern
Sehr unterstützend ist es auch, wenn du dir ganz genau vorstellst, wie es sich anfühlt, mit deinem Hund an lockerer Leine unterwegs zu sein. Was für ein Gefühlt du dabei hast, wie glücklich und zufrieden du bist, wie stolz auf euch beide. Dafür kannst du dir  jeden Abend vor dem Einschlafen ein paar Minuten Zeit nehmen: Augen schliessen, das innere Bild kreieren: «Du und dein Hund auf eurem Lieblingsspazierweg, beide zufrieden, du hältst die Leine ganz entspannt in deiner Hand, dein Hund geht ganz gechillt neben dir her.» Innere Bilder unterstützen dich dabei, euer gemeinsames Ziel zu erreichen. Und mit der Unterstützung deines Coaches geht ihr dann dem formulierten Ziel Schritt um Schritt entgegen.

In diesem Sinne:

«Refraimen ist bereits der halbe Weg zum Ziel.»

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