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Meine Odyssee durch die «Tierschutz»- Organisationen

Tierschutzorganisation ist nicht gleich Tierschutzorganisation
Gleich vorneweg möchte ich festhalten, dass es sehr engagierte, sehr fachkundige und sehr transparente Tierschutzorganisationen gibt. All denen, die sich für das Wohl der Tiere einsetzen, möchte ich ein ganz grosses Danke schicken. Da spende ich auch regelmässig und sehr gerne hin. Um diese Organisationen geht es an dieser Stelle nicht.

Auf der Suche nach einem Freund fürs Leben
Vielmehr berichte ich über meine Odyssee auf der Suche nach einem passenden Begleithund für eine Klientin in der Ergotherapie. Bewusst hat sich die Klientin für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden. Sie möchte einem Hund ein schönes zu Hause geben. Und das hat er bei ihr mit Garantie und lebenslang. Wir haben uns im Vorfeld über Monate! viele Gedanken gemacht, Budgetplan erstellt, Betreuungsplatz für alle Fälle organisiert, Tierarztpraxen angeschaut, Tierschutzorganisationen im Netz gegoogelt, viele Mails geschrieben. Und zwar nicht in dem Stil: «Hallo, ich will einen Hund, kann ich den bei Ihnen kaufen? Ich hole ihn morgen gleich ab.»

Wir sind sehr sorgfältig vorgegangen
Nein, wir haben uns hingesetzt, überlegt, was in der E-Mail stehen soll, unsere Fragen formuliert, ihre Anliegen geschildert. Um eine Antwort oder einen Rückruf gebeten.
Da steht dann unter anderem, dass ich als Fachperson einen Hund suche für eine Kundin und das Mensch – Hund – Team auf ihrem Weg begleite, dass die Interessentin sehr hundeerfahren ist und regelmässig Besuchshunde hütet. Dass der Hund nicht allein sein muss und den ganzen Tag mit seiner Besitzerin in spe verbringen kann.

Der Bewerbungsbogen als Alibi-Uebung
Was dabei rauskam, war alles andere als erfreulich, um nicht zu sagen frustrierend. Die Organisationen haben fast immer einen riesigen Bewerbungsbogen, was ich ja begrüsse. Der klitzekleine Haken an der Geschichte ist jedoch folgender: Du schreibst als erstes eine E-Mail. Wenn du Glück hast, meldet sich jemand und antwortet, dass sie dich zurückrufen. Dann beginnt die Warterei. Und nun gibt es zwei Möglichkeiten: A) Es ruft niemand an, und wenn du dann nochmals nachfragst, ist der Hund bereits vergeben. Alles innerhalb von 2,3 Tagen. Oder: B) Du rufst selber bei der Organisation an, stellst wichtige Fragen zum besagten Hund UND der Organisation, beschreibst dich als hundeversiert und hundeerfahren, bittest dann um 1-2 Tage Bedenkzeit und rufst schon 1 Tag später wieder an (aus Erfahrung sind 2 Tage sowieso zu viel), nur um zu erfahren, dass der Hund nun leider doch schon einen anderen Besitzer gefunden hat.

Dann hätten wir noch den im Angebot
Ob nicht auch Hund XY für uns in Frage kommt? Der XY ist ein Herdenschutzhundverschnitt, riesig und «braucht noch etwas Unterstützung, weil er ein kleines bisschen territorial ist, aber sonst ein ganz Lieber.» Nein, definitiv nicht, der von uns ins Auge gefasste Hund war mittelpudelgross und hätte mit Sicherheit besser ins Leben und in die Wohnung meiner Kundin gepasst.

Nächster Versuch, wir bleiben dran
So what. Wir bleiben dran. Nächste Bewerbung, so leicht lassen wir uns nicht entmutigen. Kleiner weisser Wuselhund, knapp 5 Monate jung, im Tierheim geboren und lebt dort mit seiner Mutter und seinen Geschwistern, kann gut mit Menschen und Katzen und hat auf den ersten Blick eher kleine Baustellen, aber die haben wir ja alle.
Wieder das ganze Procedere mit Vor-Bewerbung, dann der erste Telefonkontakt. Ach so, es gibt bereits drei Interessenten (Nachtrag: ich muss korrigieren; wurde gerade eben von einer Organisation informiert, dass 70!! Bewerber auf 1 Hund kommen). Nach welchen Kriterien sie denn nun entscheiden? Wer zuerst zusagt, hat den Hund. Ich bin entsetzt. Die schreiben doch was gänzlich anderes auf ihren Seiten: «Wir suchen die neuen Besitzer sehr sorgfältig aus und nehmen uns Zeit für ein Kennenlernen inklusive Hausbesuch.»

Hunde verhökern im Halbtagestakt
Wie denn, wenn die Hunde im Zeitraffertempo verhökert werden. Letztes Beispiel noch, dann lass ich das so stehen: Längeres Telefonat mit einer «Tierschutz»organisation. Das war am Samstagabend. Hat soweit ganz ok getönt. Später habe ich festgestellt, dass besagte Dame so eine Art Durchgangsstation für «gerettete» Hunde ist. Nach dem Prinzip: Rein-raus.
Der für uns in Frage kommende Hund hat genau 2 Nächte bei ihr verbracht. «Ach, am Sonntag hat jemand angerufen, die sind gleich vorbeigekommen und haben ihn mitgenommen. Es ist nie gut, wenn die Hunde länger bei mir bleiben, wegen der BINDUNG (die hat tatsächlich von Bindung gesprochen!). Aber wir haben noch einen Schäferhundmix, 6 Jahre alt, hat bis jetzt im Tierheim gelebt.» An dieser Stelle würde jetzt meine Antwort stehen. Die möchte ich nicht öffentlich wiederholen, da eher etwas ungehalten.

Aus den Augen aus dem Sinn
Was mich sehr betroffen macht, ist die Art und Weise, wie Hunde von solchen Pseudo-Tierschutzmenschen abgegeben werden. Aus den Augen, aus dem Sinn, der nächste wartet bereits im Transporter aus der Slowakei oder von sonst wo her.
Ich mag jedem Hund ein warmes Bettchen, einen gefüllten Bauch und liebe hundeverständige Menschen mit viel Herz gönnen. Was ich ihnen aber auf keinen Fall wünsche, sind Menschen, die nach drei Tagen den Hund wieder abgeben, weil er haart, nicht alleine sein kann, an der Leine zerrt, den Nachbarshund verbellt, nicht unter dem Sofa hervorkommt oder schnappt, wenn man die Hand nach ihm ausstreckt. Und nicht DER erwünschte Kuschelhund für den Nachwuchs ist.

Verschnaufpause ist angesagt
Ich merke gerade, dass ich eine Verschnaufpause von all den Pseudovermittlungshundetierheimenundderenbetreibern brauche. Es ist einfach sehr entsetzlich und verwerflich, wenn Hunde wie eine Ware abgegeben werden. Da wird auch der sogenannte Schutzvertrag zur reinen Farce. Mit Sicherheit hat Corona und das dadurch bedingte Homeoffice in der Hundewelt Schaden angerichtet und tut es immer noch.

Nachwehen der Corona-Home-Office-Zeit
Endlich ist der Zeitpunkt da für den langersehnten Hund. Und das um jeden Preis und per sofort. Man weiss ja nie, wann wieder Büro vor Ort angesagt ist. Nachschub aus dem Ausland muss her. Selbsternannte «Tierschutz»organisationen schiessen aus dem Boden wie Pilze nach dem Regen. Webseiten, toll hergemacht, versprechen viel und halten wenig. Von wegen: «Wir wollen nur das Beste für unsere Schützlinge.»

Spenden tu ich immer noch. An tolle Organisationen, die Tierschutz vor Ort machen, dort helfen, wo Not am Hund ist und nicht noch mehr Leid verursachen, indem sie die armen Hunde in einer Art Hundeschlussverkauf feilhalten. Kommst du zu spät zum Wühltisch, ist die «Ware leider schon vergeben.»

In diesem Sinne:

«Hunde sind keine Ware und haben keinen Strichcode mit Rückgabegarantie».

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