Skip to main content

Das Therapiehunde - Gen in Labradoodles, Cobberdogs und Co

Liebe Hundehalter und Hundehalterinnen und solche, die es noch werden möchten

Ein Ruck geht durch die Hundewelt. Die Wissenschaft jubelt und die Kynologen sind hell begeistert: Nach langen intensiven Forschungsreihen haben Forscher endlich die canide DNA entschlüsseln und wichtige Erkenntnisse über das THERAPIE - HUNDE – GEN gewinnen können.

Das Therapiehunde - Gen; wer ist der glückliche Träger?
Schon lange wurde spekuliert, welches Gen verantwortlich dafür ist, ob aus dem Hund ein THERAPIE- HUND wird oder nur ein ganz kommuner Cane Familiaris. Und natürlich, welche Hunde Träger dieses besonderen Gens sind. Viel wurde im Vorfeld darüber gemunkelt, welche Hunderassen wohl in Frage kommen. Nach aufwändigen Ausschlusskriterien und einem sehr intensiven Auswahlverfahren wurden von bestimmten Rassen zahlreiche empirische Daten gesammelt und ausgewertet. Die Veröffentlichung der mit grosser Spannung erwarteten und schon seit langem angekündigten Studie über das THERAPIE – GEN beim Caniden fand in einem sehr festlichen Rahmen an der grössten europäischen Hundemesse statt.

Die Vorsichtsmassnahmen auf dem Messegelände sind sehr streng
Bereits im Vorfeld wurde für die Messe 2020 die Anzahl der Securities um das 3 fache erhöht. Die Sicherheitsmassnahmen in den Hallen wurden verschärft und es fanden beim Haupteingang Kontrollen statt, damit niemand versteckt ein Wienerli oder einen Hundekeks in die Ausstellungshallen schmuggeln konnte, um diese möglicherweise als Waffe zu benutzen, wenn SEINE Rasse nicht zum Träger des Genes auserkoren wurde.

Die Spannung steigt in der Messehalle
Die Halle war bis auf die letzten Plätze besetzt. Kurz vor Mittag war es dann soweit: die kynologischen Sachverständigen erklimmten die Rednerbühne, dort, wo vorher das Dogdance – Turnier stattgefunden hat, und baten mit feierlicher und ernster Miene um Ruhe. Ein Munkeln ging durch die Menge, hier und dort ein kurzes aufgeregtes Kläffen eines möglichen Kanditaten für die Nominierung zum Träger des THERAPIE – HUNDE – GENS, untermalt durch aufgeregtes Räuspern seines zweibeinigen Begleiters. Die Luft stickig und die Atmosphäre zum Zerschneiden angespannt. Schweissperlen glitzerten auf den Stirnen der erwartungsvollen Hundehalter und Züchter. Schliesslich geht es um viel Geld und Ruhm.

Der Augenblick der Offenbarung naht
Die Reporter zücken ihre Smartphones und halten diese in Richtung Bühne in die Höhe.
Zuvorderst in der ersten Reihe sind die Sitzplätze numeriert und für VIPS reserviert. Siegessicher recken die Zweibeiner ihre Köpfe zur Rednerbühne und selbstverliebt tätscheln sie dabei die Häupter ihrer vierbeinigen Therapiehundeanwärter und -anwärterinnen, welche alle frisch gelockt und frisiert zu ihren Füssen sitzen oder liegen. Kein Härchen auf dem roten Teppich unter ihnen, kein Staubkörnchen, kein störender Fellgeruch oder hündischer Furz.

Auch die Züchter der "Nicht - gelockten" in der zweiten Reihe fiebern mit
Die verbleibenden anwesenden FCI- Rassen mit dem glatten Fell und deren Besitzer sind dahinter aufgereiht, hier und dort haben diese gewöhnlichen Hunde ein paar Härchen fallen lassen.
Der letzte Soundcheck durch das Rednermikrofon und es geht los: Die erste Reihe wächst zum Himmel und die stolzen Besitzer der Gelockten überlegen schon fieberhaft, welchen Satz sie auf der Bühne sagen werden: «ich freue mich sehr oder: ich bin sehr berührt oder: die grosse Ehre, welche…

Es ist soweit, die Entscheidung fällt
«Geschätzte Damen und Herren, geschätzte Vierbeiner, nach intensiver 2 jähriger Forschungsarbeit geben wir mit grossem Stolz und Freude bekannt (ein Raunen geht durch die Reihen), dass wir erfolgreich die canide DNA vollständig entschlüsselt haben. Das THERAPIE – GEN wurde nicht gefunden. Auch nicht in den Lockenköpfchen, in keinem Doodle, Pudel, Cobberdog, Australian, Cockapoo oder Winni the Poo. Wir dürfen Sie aber mit grosser Freude darüber informieren, dass wir ein ganz spezielles Gen entdeckt und entschlüsselt haben mit folgender Botschaft an die Menschen:

Die Botschaft an die Menschen
"Ich bin dein bester Freund. Ich bin dir anvertraut. Bitte sorge für mich, öffne dein Herz ganz weit, damit ich darin Platz nehmen kann. Nimm mich so an, wie ich bin, mit allen meinen Macken und allen meinen Stärken. Schieb mich nicht in eine Schublade, ganz sicher nicht in die therapeutische. Liebe mich um meiner selbst willen und nicht, weil ich eine Funktion oder eine Aufgabe erfüllen muss. Mach mich nicht zu deinem Selbstobjekt, sondern gib mir Zeit und Raum, mein eigenes Wese zu entwickeln und mich zu entfalten. Kauf mich nicht, weil du einen Plan hast, wie ich werden soll und was ich zu tun habe in meinem Leben. Gib mir die Chance, das zu werden, was ich bin: ein Hund mit allen Flausen und Launen und mit einem grossen Herz voller Liebe für seinen Menschen. Schenk mir den Raum, einfach nur Hund zu sein und nimm mich als DAS an, was ich bin: Dein bester Freund auf vier Pfoten."

Stille im Saal. Kein Räuspern, kein Hüsteln mehr. Auf der grossen Leinwand im Hintergrund erscheint eine Powerpoint – Folie mit folgendem Inhalt:

Abschliessende Bemerkungen und Stellungsnahme durch die Sachverständigen

DEN Therapiehund gibt es nicht
DEN Therapiehund gibt es nicht als Rasse und auch sonst nicht von Geburts wegen
Die so benannten Rassen dienen einzig und allein der Bereicherung ihrer Züchter
Jeder Hund ist gleich viel wert
Das Therapiehundegen gibt es nicht
Die Begrifflichkeit THERAPIEHUND ist falsch und unpassend
Wenn ein Hund in der Therapie mit grosser Sorgfalt und viel Fachwissen eingesetzt wird, dann durch einen Therapeuten oder eine Therapeutin mit entsprechender Ausbildung
Die landläufig als Therapiehunde bezeichneten Hunde sind Besuchshunde oder Sozialhund ohne therapeutische Indikation

Danke für Ihre Aufmerksamkeit, wir wünschen allen einen guten Heimweg, bis zum nächsten Jahr

In diesem Sinne:

«Nicht die Locken sind entscheidend, sondern was DU, Mensch aus eurer Beziehung machst.»

  • Aufrufe: 46