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Kennst du einen Trick?

Der Trick für das Beenden oder Aufbauen von Verhalten
Die häufige Frage ist: «Hast du mir mal einen Trick, damit mein Hund dieses oder jenes tut oder lässt.» Häufig genannte erwünschte oder unerwünschte Verhalten für die Frage nach einem Trick sind: «Mein Hund soll nicht mehr an der Leine ziehen, auf meinen Ruf sofort zu mir zurückkommen, nichts vom Boden wegfinden etc.»

Meine Gegenfrage ist: « Hast du mir mal einen Trick, damit ich auf den Skiern den Berg runterkomme?» Gerne auch: «Hast du mir mal einen Trick, wie ich meine Steuererklärung ausfülle?» Oder: «Verrate mir mal den Trick, wie ich das 5-Gang Menue koche, ich bin eine gänzlich unerfahrene Köchin.» Oder: «Hast du mir mal einen Trick, wie ich diese Algebra-Aufgabe lösen kann?»

Hinweise geben eine Richtung, wo Lerninhalte abgeholt werden können
Bei all den aufgezählten Beispielen nützt ein Trick herzlich wenig. Der Hinweis hingegen könnte sein, sich in einer Skischule oder zu einem Kochkurs anzumelden, im Internet nach einer Anleitung für die Steuererklärung zu suchen sowie sich für einen Algebrakurs an der Volkshochschule einzuschreiben, um sich das notwendige Fachwissen in Theorie und Praxis anzueignen.

Ein Trick als Lösung für ein Problem ist reine Zauberei
Für mich ist der Begriff «Trick» sehr mit Zauberei verbunden. Der Magier murmelt einen Zauberspruch und lässt Geldscheine aus seinem Jackenärmel rieseln. Ein Trick ist eine Anwendung mit der Intention, das Gegenüber zu täuschen oder zu überlisten. Das Anwenden eines Tricks an einem Gegenüber gibt diesem wenig Chance, den Prozess zu verstehen. Das Gegenüber wird sozusagen ausgetrickst. Wenn jemand mit der Frage nach einem Trick in der Ausbildung seines Hundes an mich herantritt, sucht dieser Mensch nach einer schnellen Instant-Lösung für ein Thema und nicht nach einem Lösungsweg.

Es gibt einfachere Verhalten und solche, deren Aufbau mehrere Lernschritte beinhaltet
Natürlich gibt es Verhalten, die man auf einfache Weise herleiten oder aufbauen kann. Dem Hund ein SITZ beizubringen, bedarf jetzt nicht einer sehr aufwändigen Planung. Und trotzdem basiert das erlernte Verhalten: «Den Po in Richtung Boden bringen», auf der korrekten Anwendung der Lerntheorie sowie der Auswahl der geeigneten Lernmethode und nicht auf der Anwendung eines Tricks.

Wenn jemand eine gefüllte Petflasche nach seinem Hund wirft, der gerade etwas vom Boden aufnimmt, lässt dieser möglicherweise den Leckerbissen liegen, ein Flaschen-Trick ist es trotzdem nicht, sondern eine sehr aversive Methode, den Hund vom Aufnehmen des Gefundenen abzuhalten. Lerntheoretisch ausgedrückt ist es eine positive Strafe. Somit weit entfernt von einem Trick.

Meine Verständnis von «Trick»
Unter einem Trick verstehe ich ein aufgebautes oder erlerntes Verhalten, das für den Alltag nicht unbedingt vonnöten ist, dem Hund und dem Menschen jedoch Freude bereitet und einen hohen Spassfaktor beinhaltet: Zum Beispiel das Winken mit der Pfote, die Rolle am Boden oder das Balancieren auf den Hinterbeinen etc.

An dieser Stelle möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass auch die eben aufgeführten Trickli oder Kunststücke über positive Verstärkung aufgebaut werden. Ein Trick im Sinne von: «Den Hund und sich selbst überrumpeln oder täuschen, im Sinne von Austricksen,  in der Hoffnung ein erwünschtes Verhalten wie durch Zauberhand zu erhalten», bekommst du von mir nicht.

Lernen braucht immer Zeit, braucht einen Handlungsplan und bedarf der Bereitschaft des Gegenübers, sich auf den Lernweg einzulassen. Was ich dir anbiete, ist das Formulieren des erwünschten Verhaltens in positiver Form und einen gemeinsamen kleinschrittigen Lernweg dortin.

In diesem Sinne:

«Lassen wir den Trick in der Trickkiste und konzentrieren wir uns auf das Aufbauen von Verhalten..»

 

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