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Einzug in ein neues Daheim - eine weitreichende Entscheidung für den Hund

Du hast dich dazu entschlossen, einem Hund ein neues zu Hause zu geben.

Was für eine schöne und weitreichende Entscheidung, die du für dich getroffen hast. An dieser Stelle sage ich bewusst: «für dich», weil du die einzige Entscheidungsinstanz in diesem Setting bist. Ausser ich erweitere die Sichtweise um einen systemischen spirituellen Ansatz, das lasse ich an dieser Stelle jedoch aus.

Hingegen möchte ich auf das Attribut «weitreichend» aus Sicht deines Hundes eingehen.
Möglicherweise kommt dein Hund bereits im Welpenalter zu dir, mit all den Themen, die so ein kleines Wesen im Zusammenleben mit sich bringt. Oder du gibst einem Hund aus dem Tierschutz oder einem Verzichtshund die Chance auf ein «neues» Leben an deiner Seite.

Egal, unter welchen Umständen ein Hund oder auch ein anderes Tier in dein Leben tritt, für dieses Lebewesen bedeutet das, sich in einer gänzlich anderen, neuen Umwelt zurechtzufinden. Mit sehr weitreichenden Konsequenzen für sein Wohlbefinden.

Was mich manchmal sehr nachdenklich macht ist, wenn der Menschen sich in der neuen Lebenssituation nicht zurechtfindet, weil das neue vierbeinige Familienmitglied ihn angeblich zu sehr oder eben zu weitreichend in seinen Gewohnheiten einschränkt.

Der menschliche Geist ist beschäftigt, wenn der Hund einzieht
Zu Beginn ist alles aufregend und spannend, der menschliche Geist ist beschäftigt mit all den Veränderungen, die so ein Lebewesen mit sich bringt. Die Abwechslung ist willkommen, bis der Alltag an die Türe klopft und die Normalität wieder Einzug hält.
Die Glückshormone haben sich auf das Ausgangsniveau runterreguliert und auch die Elterngefühle sind wieder auf der Baseline angelangt.

Der Hund hat die viel grössere Anpassungsleistung zu bewältigen als du
Wenn wir unseren Fokus auf das Tier, in unserem Kontext den Hund richten und uns ehrlich fragen, wie weitreichende Veränderungen dieser in den vergangenen Wochen erfahren hat, wird der Anteil des Menschen im Vergleich dazu verschwindend klein ausfallen.

Die Entscheidung für ein Zusammenleben ging mit Sicherheit nicht vom Hund aus. Auch der Welpe, welcher angeblich immer zu dir kam bei deinen Besuchen, hat sich nicht selbstbestimmt für dich entschieden. Vielleicht war er einfach der neugierigste unter seinen Geschwistern und immer an vorderster Front dabei.

Dein zukünftiger Hund kann nicht wählen, welches Setting er denn bevorzugt, welche Umgebung ihm am ehesten zusagt, ob er lieber bei seiner Hundefamilie geblieben wäre etc. Er kann auch nicht kommunizieren, ob er das Zusammensein mit dir dem Hundehort vorzieht. Und selbst wenn er das könnte, würdest du ihm zuhören und auf sein Bedürfnis eingehen, lieber im gewohnten Umfeld seinen Alltag zu verbringen?

Oder der Hund, der die ersten Monate seines Lebens in einer Zuchtstätte mit vielen anderen Hunden derselben Rasse gelebt hat, ohne Bindung zu einem bestimmten Menschen. Wieviel Zeit bist du bereit ihm zu geben, bis er sich in seiner sehr anderen Lebensumwelt zurechtfinden wird? Wie weitreichend und wie einschneidend in seinem Erleben ist doch diese neue Lebenssituation.

Wenn der Mensch nicht bereit ist, dem Hund den Raum zu geben, der tatsächlich nötig und wichtig ist für dessen Wohlbefinden und Entwicklung, ist das aus meiner Sicht sehr unfair, um nicht zu sagen egoistisch.

In diesem Zusammenhang kommt mir immer das indianische Sprichwort in den Sinn: «Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.» Und dein Hund lernt nicht besser, wenn du ihn überforderst, um ihn möglichst schnell passend für deinen Alltag zu machen.

 In diesem Sinne:

«Weitreichende Veränderungen für deinen Hund brauchen Zeit zum Verarbeiten. Dein Hund bestimmt das Tempo, du gehst mit.»

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