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Welches Thema verbindet dich mit deinem Hund?

Oder anders gefragt: Weshalb ist genau dieser Hund zu dir gekommen? Vielleicht hast du dich für einen Hund aus einer Zucht entschieden, für eine spezifische Rasse oder für eine Hündin oder einen Rüden. Vielleicht fiel deine Wahl auf einen Hund aus dem Tierschutz oder du hast ihn aus zweiter Hand übernommen oder der Hund hat sozusagen selbst den Weg zu dir gefunden.

Die Entscheidungsgrundlage ist sehr vielseitig
Es gibt diverse Kriterien, Abwägungen und Entscheidungsgrundlagen, weshalb wir uns im Leben für ein bestimmtes Tier, für einen bestimmten Menschen oder für eine bestimmte Situation entscheiden. Wir gehen davon aus, dass die definitive Entscheidung auf Grund einer kognitiven Leistung, also einem Prozess der Entscheidungsfindung, gefällt wurde: «Hunde mit Locken haaren nicht, was mir als AllergikerIn entgegenkommt. Retriever apportieren fürs Leben gern, und da ich Dummyarbeit machen möchte, kann es nur ein Abkömmling dieser Hunderassen sein. Labradoodle sind sehr menschenaffin, was zu meinem Plan, tiergestützt zu therapieren, prima passt. Bordercollies sind die Intelligenzkanonen unter den Hunden und machen gerne Agility, folglich kann ich meinem Bedürfnis nach Leistung nachkommen. Kleine Hund sind so niedlich und lustig und brauchen wenig Bewegung, was für mich als Stadtmensch sehr ideal ist. Und wenn ich mein Areal absichern möchte, kaufe ich einen Abkömmling aus den Gebrauchshunderassen.»

Oder es passt halt eben doch nicht so gut?
Wunderbar, dann passt ja alles: Deckel auf Topf oder Hund zum Bedürfnis des Menschen. Alle strahlen und leben glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Schön wäre es. Die Realität schaut leider öfters anders aus als erwartet. Was in diesem Hundeauswahlthema ausser Acht gelassen wird, ist die Persönlichkeit des Menschen und dessen Prägungen. Und die Persönlichkeit des ausgewählten Hundes sowie dessen Prägungen, unabhängig von seiner Rasse. Im Weiteren alle unbewussten Anteile des Menschen, die bei einer Entscheidung massgeblich und in erster Linie mitmischen.

Unsere unbewussten Anteile «denken» massgeblich mit
Wir wissen aus der Kognitionsforschung, dass unsere Entscheidungen viel weniger bewusst getroffen werden, als wir annehmen. Somit hat die Auswahl deines Hundes möglicherweise viel mehr mit deinen unbewussten Anteilen zu tun, als du dir vielleicht vorstellst.

Im Folgenden ein paar Beispiele zu Veranschaulichung

Bedürfnis nach Anerkennung und Ruhe/Rückzug:
Eventuell hast du dir unbewusst DEN Hund aus dem Auslandstierschutz ausgelesen, der Angst vor Menschen hat. Der nur dich als seinen Retter oder seine Retterin akzeptiert und bei allen anderen Wesen auf zwei Beinen beinahe in eine Schockstarre verfällt. Nun hast du dir also eine richtige Aufgabe ins Haus geholt, die dich fordert und deinen Tagesablauf bestimmt. Du bist sehr wichtig für ein anderes Lebewesen geworden, um nicht zu sagen, dessen kleines Universum. Du bekommst, je nachdem in welchen Kreisen du dich bewegst, sehr viel Anerkennung für dein Engagement, deine Geduld, deine Fürsorge und deine Ausdauer für dein neues Familienmitglied auf vier Pfoten. Vielleicht war oder ist das Bedürfnis nach Anerkennung für dich sehr wichtig und du schaffst dir so unbewusst eine Möglichkeit, das zu erhalten.

Oder du bist gerade sehr zufrieden, dass sich dein Alltagsradius mit dem Hundeeinzug auf das Haus und den Garten beschränkt, um selber etwas zur Ruhe zu kommen und die neue Zweisamkeit zu geniessen.

Bedürfnis nach Sicherheit, Autonomie oder der Wunsch nach Spiegelung
Ein anderes Beispiel zur Veranschaulichung: Du bist ein eher vorsichtiger Mensch, fühlst dich in gewissen Situationen verunsichert und ab und zu auch ängstlich. Deine Überlegungen für eine bestimmte Hunderasse könnten durch dein unbewusstes Gefühl nach Sicherheit und Schutz beeinflusst werden. Vielleicht entscheidest du dich für einen Hund, dem man nachsagt, dass er gerne selbst Entscheidungen trifft. Oder für einen Hund, der rassebedingt genetisch territorial veranlagt ist. Oder du wählst einen Hund aus, der genauso vorsichtig in der Welt unterwegs ist und in dem du dich gespiegelt siehst.

Bedürfnis nach Abenteuer und Freiheit
Möglicherweise zieht dich der vorwitzigste und «frechste» Welpe im Wurf wie magisch an. Der muss es sein für dich. Du kannst es nicht erklären oder in Worte fassen. Oft schaut es so aus, als ob der Welpe den Menschen aussucht. Vielmehr denke ich, dass eure Interaktion deshalb intensiver wird als mit einem anderen Welpen, weil ihr zusammen ein Feld kreiert. Indem du deinen Fokus bewusst auf diesen einen Welpen lenkst und der Welpe darauf wiederum mit einer Kontaktaufnahme reagiert. Somit steht ihr in einem energetische Feld miteinander in Verbindung. Ich könnte an dieser Stelle schier endlos Kombinationen aufführen.

Wenn die unbewussten Anteile den Traningsverlauf mitbestimmen
Manchmal zeigen Hunde Verhalten, die der Mensch vordergründig nicht möchte und weshalb sich Unterstützung bei einer kynologischen Fachperson sucht. Der Mensch schildert zum Beispiel, wie sein Hund mit fliegenden Ohren, voller Begeisterung und nicht mehr abrufbar einer Katze auf dem offenen Feld hinterherflitzt. Nach dem Jagdausflug komme er dann zurück, völlig zufrieden und ganz brav.

Natürlich gehe das nicht, sein Hund dürfe das auf keinen Fall. Aber bereits beim Vorschlag, Management zu betreiben und den Hund an die Schleppleine zu nehmen, entsteht im Menschen eine Abwehrhaltung. Es folgen mindestens drei Argumente gegen diese lange Leine, weil … Und schon sind wir mittendrin im Spiel: Die Trainerin macht einen Vorschlag für einen Trainingsansatz, der Hundehalter kontert mit «Ja, aber».

Und jetzt? Aussteigen aus dem Spiel und auf die Metaebene gehen
Das könnte so ausschauen, dass du als Coach fragst, wie sich der Hund wohl fühlt, wenn er Leinen frei und mit fliegenden Ohren die Katze verfolgt. Vielleicht sagt der Mensch dann, dass der Hund glücklich ist und sich frei fühlt, dass er die Geschwindigkeit liebt und sich austoben möchte. Dann kannst du in einem nächsten Schritt fragen, was für Gefühle im Menschen entstehen, wenn er seinen Hund so zufrieden und glücklich sieht.

Wenn diese Ebene der Gefühle geklärt oder offengelegt ist, wird es vermutlich möglich sein, zu schauen, wo der Mensch dem Hund eine andere Möglichkeit bieten kann, diesen Drang nach Freiheit und Luft um die Ohren zu spüren, auszuleben, ohne dass ein anderes Tier dabei gefährdet oder gar verletzt wird. Vielleicht gibt es eine Lösung, ab und zu mit dem Fahrrad zu fahren und den Hund mitlaufen zu lassen. Oder in Gebiete zu gehen, wo es kein Wild und keine Katzen gibt. Dafür aber in jagdlicher Umgebung Management zu betreiben.

Man könnte je nach Gegenüber und Auftrag an den Coach auch anschauen, in welchen Lebensbereichen sich der Mensch möglicherweise selbst eingeschränkt erlebt und gerne mehr Wind um die Ohren hätte. Das wäre dann die Thematik des Stellvertreters, also, dass der Hund ein Bedürfnis des Menschen stellvertretend ausleben darf.

Du könntest auch von dir ausgehen und zum Beispiel sagen, dass du dich manchmal in gewissen Lebensbereichen eingeengt fühlst und dann auch gerne so schnell rennen und den Wind im Gesicht spüren möchtest. Das wiederum kann eine Einladung an deinen Kunden sein, sich sein Bedürfnis nach mehr Freiheit einzugestehen.

Hast du eine Idee, weshalb gerade dein Hund oder deine Hunde mit dir durchs Leben gehen?
Schau doch mal bei dir und deinem Hund genauer hin. Respektive, schau dahinter. Was waren deine vordergründigen Auswahlkriterien für deinen Hund? Wo spiegelt dich dein Hund? Womit bringt er dich in zwei Sekunden auf die emotionale Palme? Wofür beneidest oder bewunderst du deinen Hund und hättest auch gerne etwas von dieser Qualität?

Dein Hund spiegelt dich auf unterschiedlichen Ebenen deines Seins
Ist dein Hund aus unerklärlichen Gründen seit Wochen sehr schlapp und es gibt keinen Befund, frage dich selbst, wie es um dein Energiefeld steht. Vielleicht bist du sehr müde und erschöpft oder am anderen Ende der Skala sehr umtriebig und innerlich aufgekratzt? Kaum zur Ruhe kommend?

Egal, ob du etwas mit meinen Ausführungen anfangen kannst oder (noch) nicht. Solange wir in Beziehung sind und bleiben, beeinflussen wir einander und werden beeinflusst. Beobachten und wahrnehmen ist der erste Schritt in Richtung Bewusstwerden. Bewusstwerden ist die Bedingung für Veränderung. Und der Einstieg in einen spannenden Prozess mit dir und deinem Hund.

In diesem Sinne:

«Dein Hund offenbart dir so vieles über dich selbst, wenn du bereit bist, dieses Geschenk anzunehmen».

 

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