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«Der Hund ohne Leine» als Ausbildungsziel?

«Dein Hund ohne Leine» oder «Nie mehr mit der Leine» oder «Endlich leinenfrei» oder «Du bist der Leader, lass die Leine zu Hause».
Echt jetzt? Das sind tatsächlich Werbeslogans, die Menschen mit Hund in die Ausbildungsstätte locken sollen.
Zu Beginn möchten meine Teams und ich euch zeigen, dass Gehen an der Leine Spass macht.
 
Die Leine als lästiges Utensil
Die eingangs aufgeführten Aussagen suggerieren oder implizieren, dass die Leine ein einschränkendes Utensil ist, etwas Lästiges, das man am liebsten zu Hause lässt. Sie setzen voraus, dass der Mensch der Leine eine negative Konnotation zuschreibt und untermauern gar diese Haltung.
 
Sehr schade finde ich, dass solche Statements auf Hundeschulwebseiten als Werbeslogans und Aushängeschild dienen, um Menschen anzusprechen, die sich aus der Verantwortung ziehen möchten, sich und ihrem Hund beizubringen, wie man eine Leine so einsetzt, dass sie keine Einschränkung für den Hund ist. Es kann so viel Spass machen, angeleint mit seinem Menschen unterwegs zu sein.
 
Den richtigen Umgang mit der Leine zu erarbeiten, setzt tatsächlich eine Bereitschaft zum Lernen voraus – beim Menschen
Und ja, es braucht tatsächlich gewisse Fertigkeiten und Fähigkeiten im Umgang mit einem angeleinten Hund, respektive um die Leine richtig einsetzen zu können.
Die wären zum Beispiel: Geschicklichkeit, Aufmerksamkeit, vorausschauendes Handeln, ein sehr gutes Timing, Verstärker richtig einsetzen, gute koordinative Fähigkeiten, Selbstkontrolle und gerichtetete Aufmerksamkeit. Die Aufzählung ist nicht vollständig.
 
Ein für den Hund angenehmes Gehen an einer Leine ist nur möglich, wenn der Mensch achtsam und sorgfältig im Umgang mit seinem Hund ist.
 
Auch die Leinenlänge spielt eine Rolle
Im Weiteren braucht man eine Leine, die dem Hund erlaubt, nicht bei jedem Schritt am Ende angelangt zu sein, also mit Sicherheit keine Kurzführleinen (60cm – 1m). Da ist Frustration immer vorprogrammiert, weil der Hund mit unter Spannung vorwärtsgeht oder permanent vom Menschen ausgebremst oder geblockt wird.
Zudem ist auch nicht die Meinung, den Hund an einer Schleppleine gedankenlos durch die Gegend zu führen, während man sich mit jemandem unterhält oder sonst irgendwie absorbiert ist.
 
Die Leine dient im besten Fall der Sicherheit für Hund und Umwelt und ist keine Haltevorrichtung oder Strafmassnahme
Eine Leine ist für mich nichts anderes als ein Gegenstand, den ich in den Händen halte. Etwas, das am Hund dran ist, weil wir im öffentlichen Raum unterwegs sind und das den Vorgaben entspricht. Oder aktuell im Wald, weil Leinenpflicht ist. Oder zur Sicherheit am Brustgeschirr befestigt, sollte sich dein Hund erschrecken und am liebsten flüchten möchte. Oder weil dein Hund das Jagen nicht lassen kann oder mit seiner Umwelt einen Konflikt hat. Oder weil die Hündin läufig ist. Oder dein Hund gerade eine Verletzung auskurieren muss etc. Da bleibt die Leine quasi als Fallschirm immer dran. Hundehaltende, die ihren Hund ohne Leine durch die Stadt führen oder gar ohne Leine vor hochfrequentierten Einkaufszentren ablegen, frönen einzig und alleine ihrer Selbstdarstellung. Eine Bühne für deren kleine Welt!
 
Die Leine ist mit Sicherheit keine Haltevorrichtung, an der man den Hund festmacht, damit er gefälligst neben einem geht. Eine Leine ist auch nicht dazu da, den Hund daran herumzuzerren oder einzuschränken. Oder auch keine Strafmassnahme, weil er gerade etwas verbockt hat, nach dem Motto: «Jetzt weiss er, weshalb ich ihn anleine, selbst schuld.» Auch hier denkt der Mensch, dass das Angeleintwerden für den Hund ganz doof ist.
 
Wie ein freundliches Leinenhandling ausschaut und was beide Enden der Leine dabei lernen
Meine KundInnen lernen, dass es für Hunde keine Rolle spielt, ob der Hund mit oder ohne Leine neben ihnen geht. Aber sie wissen, in welchen Situationen es angebracht ist, die Leine in der Hand zu halten.
 
Sie lernen, dass die Leine immer locker in der Hand liegen soll und nur mit zwei Fingern festgehalten wird. Sie lernen bereits mit ihren Welpen, dass immer eine 3m-Schleppleine am Brustgeschirr dranbleibt und am Boden schleppt. Ab und an nehmen sie die Leine locker auf, gehen ein paar Schritte, verstärken ihren Welpen für das Gehen bei ihnen und dasselbe machen sie natürlich auch, wenn die Leine am Boden mitschleppt.
 
Meine KundInnen lernen im Weiteren ein sehr geschicktes Leinenhandling. Und sie lernen und erfahren vor allem, dass die Leine für ihren Hund in keiner Weise eine Einschränkung bedeutet oder gar negativ verknüpft ist. Der Welpe oder auch erwachsene Hund lernt, dass tolle Dinge passieren, wenn er angeleint ist und genauso passieren tolle Dinge ohne Leine.
 
Du kannst von deinem Hund nur erwarten, was du selber bereit bist zu geben: Aufmerksamkeit
Was die Menschen auch lernen, ist, dass sie nur etwas von ihrem Hund verlangen oder erwarten dürfen, wenn sie mit ihrer Aufmerksamkeit und ihren Gedanken bei ihrem Hund sind und ihn nicht in die Leine brettern oder an derselben sich ziehend fortbewegen lassen, weil sie am Handy oder anderweitig beschäftigt sind.
 
Das Coolste zum Schluss
Und jetzt kommt das Coolste: Sie können jederzeit auch ohne Leine mit ihren Hunden unterwegs sein, weil die Leine einfach keine Rolle spielt für den Hund.
Und weisst du was? Ich muss das nicht als Werbeslogen auf meiner Seite posten, weil es für mich das Selbstverständlichste auf der Welt ist, wenn wir einen umsichtigen und freundlichen Umgang mit unseren Hunden pflegen.
 

In diesem Sinne:

«Nicht die Leine ist das Problem, sondern deine Attribution und dein Umgang damit.»

 
 
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