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Hundebegegnungen in vier Akten

Ein Querschnitt durch den heutigen Hundeschultag im Alltagsumfeld
Wer mich kennt, weiss, dass ich selten auf dem Hundeplatz anzutreffen bin, weil sich das Leben ausserhalb einer eingezäunten Wiese abspielt. Draussen trifft man Menschen mit und ohne Hund, draussen hat es Jogger, Radfahrer und vieles mehr, was sich durch die Landschaft bewegt. Und wenn man sich ausserhalb des Hundeplatzes aufhält, wird man unter anderem mit all den schwierigen Situationen konfrontiert, die das HundehalterInnen-Alltagsleben so zu bieten hat.

Der Alltag als Lernfeld
Heute konnten wir so richtig aus dem Vollen schöpfen. Für mich als Coach für Menschen mit Hunden war heute DER Tag, um anschaulich zu erläutern, was aus Hundesicht so gar nicht geht. Lass uns doch zusammen alle unsere Begegnungen Revue passieren.

Erste Situation: Zwei Menschen mit mehreren Hunden an der Leine nähern sich in schnellem Tempo
Gleich zu Beginn kamen uns auf einem Weg in flottem Tempo zwei Menschen mit drei Hunden entgegen, die Hunde an gespannter Leine vorneweg. Sehr schwierig, wenn sich dein Hund noch nicht so schnell umorientieren kann, wenn er einen Kollegen sichtet. Dein Hund schaut sich fest und ist so fasziniert, dass er einfach nicht mehr weggucken kann. Was würde euch in dieser Situation helfen? Genau, dass das Gegenüber sein Tempo herausnimmt oder zumindest seine Hunde etwas zurücknimmt in ihrem Vorwärtsdrang. Dadurch hättest du ein paar Sekunden Zeit, um mehr Distanz zu machen. Das wäre sicher für alle sehr viel angenehmer. Nichts dergleichen passiert, die beiden Menschen lachen und reden miteinander und ihre Hunde machen vorne ihr Ding. Wie kann das gut gehen?  

Zweite Situation: Der Hund, welcher sich wie eine Flunder am Boden festklebt
Am liebsten mag ich Situationen, in denen der uns entgegenkommende Hund sich wie eine Flunder auf den Boden legt, am besten ohne Leine. Der Mensch ruft, der will nur spielen und schon ist es passiert. Der "Er-will-nur-spielen-Hund" schiesst wie ein Tornado auf uns los und mischt die ganze Gruppe auf.
Was tut der Mensch? Der geht weiter, als ob ihn die ganze Sachen nicht betrifft. Wir stehen da, sortieren uns und unsere Hunde und schauen dem Team mit Erstaunen hinterher. Flunder-Hunde sind per se keine sicheren Hunde, sondern haben einfach eine Strategie entdeckt, um sich durch diese schnelle Annäherung einen Vorteil zu verschaffen oder je nach Gegenüber den Rückzug anzutreten.

Dritte Situation: Joggender Mensch mit Hund an der Leine
Als ob das für einen einzigen Spaziergang nicht genug wäre, kommt uns auch noch eine Joggerin mit angeleintem Hund entgegen. Wie unangenehm für den Hund, gezwungen zu werden, sich in diesem Tempo einer fremde Hundegruppe zu nähern!
Schnell weise ich meine Teams an, mit ihren Hunden eine kleine Futtersuche am Wegrand zu machen. Dadurch senken unsere Hunde ihren Blick auf den Boden und weg vom armen Jogger-Hund. Die Joggerin drosselt ihr Tempo keine einzige km/h, von einem Danke ganz zu schweigen. Wahrscheinlich denkt auch sie, dass die ganze Hundewelt ein Problem hat mit Begegnungen, ausser ihr natürlich.
Der arme Hund dankt es uns, indem er sich nach ein paar Metern kräftig zu schütteln versucht, so gut das eben rennend möglich ist. Er hatte definitiv ausreichend Stress, auch ohne dass wir alle hingeschaut haben.

Vierte Situation: der in der Leine hängende, sehr aufgeregte Hund
Wir setzen unseren Weg fort und nach einer Weile kommt uns ein weiteres Team entgegen, das alles andere als entspannt durch den Wald spaziert. Der Hund hat uns erblickt und hängt sich in die Seile. Der Mensch verkürzt die Leine, indem er diese mehrfach um seine Hand wickelt. Das kann KEIN deeskalierendes Signal für den Hund sein, ganz im Gegenteil. 
Für uns jedoch ein offensichtliches Zeichen, einem weiteren Hund unter die Arme zu greifen, damit der entspannter durch die Begegnung kommt. Wir drehen alle um und schaffen erst mal mehr Distanz. Ein sich entfernendes Hinterteil zu sehen, kann in gewissen Situationen Wunder wirken. Was tut der Mann mit Hund? Gar nichts, der hält seinen Hund mit sehr viel Spannung weiterhin an der sehr kurzen gestrafften Leine fest. Der Hund läuft beinahe diagonal, mit der Leine am Halsband eingehakt.
Wir als Gruppe stellen uns vom Weg entfernt etwas abseits in die Wiese, den Blick vom sich nähernden Team abgewandt. Auf unserer Höhe tickt der Hund so richtig aus, hängt sich in die Leine und kläfft, was das Zeugs hält. Was tut der Mann? Er lässt seine Armmuskeln arbeiten und fragt so nebenbei, ob wir einen aggressiven Hund dabei haben, weil wir in der Wiese stehen. Seiner tue nichts, der möchte nur «hallo» sagen. Er freue sich halt immer sehr über andere Hunde.
Ich bin wieder erstaunt darüber, wie viele Hunde an einem einzigen Morgen vermeintlich mit uns spielen wollen.

Was hilft ist: vorausschauen, präsent sein, das andere Team einschätzen können, deeskalieren, Management und einen guten Handlungsplan
Du fragst dich jetzt, was ich dir raten kann? Schau immer weit voraus. Vielleicht braucht dein Hund mehr Zeit, um sich von einem sich nähernden Reiz wieder umzuorientieren. Beobachte das andere Team: Wie entspannt kommen dir Hund und Mensch entgegen? Angeleint oder frei? Welche Energie nimmst du wahr? Wie schnell ist die Annäherung? Wie frontal ist die Annäherung? Hat der Mensch euch auch wahrgenommen oder ist er gedanklich absorbiert?

Mit etwas Übung kannst du das alles in ein paar Sekunden einordnen. Deinen Hund kennst du ja bereits und weisst, was euch in Begegnungen unterstützt. Solltest du da noch Übungsbedarf haben oder gar noch keinen Plan, unterstütze ich euch sehr gerne in meinen Coachings, damit auch eure Hundebegegnungen entspannter vonstattengehen.

Und ja, natürlich gibt es auch die tollen Begegnungen: entspannte Hunde, zufriedene Menschen, harmonische Teams. Darüber freue mich mich immer ganz besonders, du dich sicher auch.

 

 In diesem Sinne:

«Trage deinen Teil dazu bei, dass der Mensch-Hund-Alltag entspannter wird.»

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